Schweigend überschatten die Köcherbäume das Elternhaus in Dresden, in das Iva zum ersten Mal seit vielen Jahren zurückkehrt. Ihr Vater, ein einflussreicher Richter, hatte die beiden toten Riesen dort einbetoniert, zur Erinnerung an die Kindheit der Großmutter in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Nun liegt der Vater im Sterben, und alte Bilder wirbeln in Iva auf: die Fragen des Bruders nach dem Großvater im Dritten Reich, die verschwörerischen Treffen, bei denen der Vater auf alte Zeiten anstößt, sie und ihre Schwester, die auf der Treppe lauschen. Immer klarer treten die Umrisse einer Täterfamilie zutage, und Iva kann nicht länger die Luft anhalten.
Mit Iva atmet widmet sich Amanda Lasker-Berlin großen gesellschaftlichen Themen: der persönliche Umgang mit historischer Schuld, das Schweigen in Familien und die deutschen Kolonialverbrechen. Ohne Pathos und Effekthascherei, dafür mit umso größerer Leichtigkeit und Lebendigkeit verwebt die Autorin ihren Stoff zu einer mitreißenden Geschichte.
Der erst 27 Jahre jungen Autorin ist ein Roman von großer psychologischer Tiefe und Sprachgewalt gelungen. Oft erreicht nach einem hochgelobten Debüt der zweite Roman nicht das Niveau des ersten. Bei Amanda Lasker-Berlin ist es zum Glück anders.Andrea Lieblang, WDR5
Atmosphärisch dicht wie Marguerite Duras.Hans-Peter Kunisch, DIE ZEIT
Ein sprachlich geschliffenes, atmosphärisch ausgefeiltes BuchChristoph Schröder, journal Frankfurt
Bäume in Beton. Laub in den Lungen. Iva atmet, obwohl ihre Familiengeschichte ihr die Kehle zuschnürt. Mit großem psychologischen Feingefühl für eine historische Schuld nähert sich Amanda Lasker-Berlin einem längst überfälligen Stoff. Und formt ihn souverän zu Literatur. Respekt!Ludwig Lohmann, ocelot