Die Frankfurter Verlagsanstalt (FVA) gab es genau genommen schon dreimal. Zuerst zu Beginn der Zwanzigerjahre in Berlin, ein Verlag, der 1938 auf Grund der Nürnberger Erlasse liquidiert werden musste, dann 1951 in Frankfurt neu gegründet durch den Publizisten Eugen Kogon und den Schriftsteller Alfred Andersch; hier erschien der erste Gedichtband Ingeborg Bachmanns Gestundete Zeit. Die dritte Frankfurter Verlagsanstalt wurde von Klaus und Ida Schöffling 1987 in das Handelsregister eingetragen. Es entstand in kurzer Zeit ein bemerkenswertes literarisches Programm, doch durch finanziellen Druck eines stillen Teilhabers verließen nach nur fünf Jahren beide Verleger und die Autoren den Verlag. 1994 übernahm Joachim Unseld die stilliegende FVA. Unseld war zuvor Verleger im Suhrkamp Verlag, für den er so erfolgreiche Autoren wie Isabel Allende und Bodo Kirchhoff bekannt gemacht hatte. Gestärkt durch ein verlegerisches Temperament, meldete sich der Verlag zur Buchmesse 1995 mit einem neuen literarischen Programm zurück. Seither verlegt die FVA anspruchsvolle und vielbeachtete Literatur von wichtigen deutschen und ausländischen Stimmen. Das Entdecken und Fördern neuer Autoren und die langfristige Sicherung des Erfolgs vom ersten Buch an ist Ziel der Verlagsarbeit. Das beginnt bei der persönlichen Sichtung und Auswahl der Manuskripte durch den Verleger, dann während der sorgfältigen Arbeit mit dem Autor am Text. Erfolge blieben nicht aus: Fünfmal gewann z.B. ein von der FVA entdeckter junger Autor für sein literarisches Erstlingswerk den aspekte-Literaturpreis des ZDF und mehrfach auch den Jürgen-Ponto-Preis, jeweils für das beste deutschsprachige Debüt des Jahres. Anlässlich der Frankfurter Buchmesse 2016 wurde Bodo Kirchhoff für »Widerfahrnis« mit dem renommierten Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Nino Haratischwili war mit ihrem aktuellsten Titel »Das mangelnde Licht« mehrere Wochen lang auf der Spiegel-Bestsellerliste vertreten, ihr Roman »Das achte Leben« hat sich mittlerweile weltweit schon mehr als 1 Million Mal verkauft.
Kurze Verlagsgeschichte
Oktober 1994
Joachim Unseld übernimmt die stillliegende Frankfurter
Verlagsanstalt (FVA)
Oktober 1995
Das erste Programm der FVA mit sieben Titeln erscheint zur Frankfurter Buchmesse
Oktober 2016
Mit Bodo Kirchhoffs »Widerfahrnis« gewinnt die FVA den Deutschen Buchpreis
Vorgeschichte
1920: erste Gründung der FVA durch eine jüdische Familie in
Frankfurt und Berlin
1951 Neugründung durch Eugen Kogon und Alfred Andersch
1987: zweite Neugründung durch Klaus und Ida Schöffling
© FVA
Verlagssitz seit 2008: Arndtstraße 11 im Frankfurter Westend
© Laura J Gerlach
Dr. Joachim Unseld - Verleger
• Geboren: 1953 in Frankfurt
• Vater: Siegfried Unseld (1959-2002 Verleger des Suhrkamp Verlages)
• Kaufmännische Verlagslehre im Suhrkamp Verlag
• Studium der Germanistik, Soziologie und Philosophie in München, Paris und Berlin
• Promotion über Franz Kafka in Berlin bei Walter Höllerer
• Mitarbeit in den Verlagen Éditions Gallimard, Paris (1978) und Farrar, Straus und Giroux, New York (1981/82)
• 1983: geschäftsführender Gesellschafter der Verlage Suhrkamp und Insel, Leiter der Verkaufsabteilung
• 1988-91: gleichberechtigter Verleger an der Seite Siegfried Unselds
• 1991: Joachim Unseld scheidet aus der Geschäftsleitung des
Suhrkamp Verlags aus
• 1994: Übernahme der FVA, seitdem Verleger und alleiniger Geschäftsführer
Verlagsteam
©Laura J Gerlach
v.l.n.r.: Mara Schmitz, Anika Germann, Joachim Unseld, Seda Çalışkanoğlu, Nadya Reich-Hartmann
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