»Fall« schildert den Machtkampf in einem mittelständischen Unternehmen nach dem Tod des Firmengründers: Georg Voigtländer, die Hauptperson des zweiten Romans von Ernst-Wilhelm Händler, tritt die Nachfolge seines Vaters an. Der Mittdreißiger, der sein Studium der Wirtschaftswissenschaften mit Auszeichnung absolvierte, jedoch bereits keine Haare mehr auf dem Kopf hat, sieht sich am Beginn einer steil nach oben führenden Karriere. Eher verschlossen als den Menschen zugeneigt, will er den familieneigenen Betrieb durch die Einführung einer zeitgemäßeren Gesellschaftsform und eine strategische Neuausrichtung den sich verändernden Bedingungen des Marktes anpassen, um damit in der Firma im immer härter werdenden Konkurrenzkampf eine Chance für die Zukunft zu geben. Nach betriebswirtschaftlichen Lehrbüchern macht Georg Voigtländer alles richtig. Nur missachtet er dabei sämtliche unausgesprochenen Gesetze des Geschäfts. Sein Onkel, Anteilseigner wie er, interpretiert die Firmenzukunft weitaus privater. Er will seinem Sohn Friedrich eine möglichst hoch dotierte Geschäftsführerposition zuschanzen und trifft alle Vorbereitungen, um den lästigen Mitgesellschafter aus der Firma zu drängen. Georg, der unter diesem »falschen Berufsleben« leidet, sucht Rettung in einer ganz anderen Welt: in der Welt der Bücher, zunächst im Lesen, dann im Schreiben. Über den Umweg der Literatur nimmt er endlich die Kälte und den sprachlosen Größenwahn des Geschäftslebens wahr und erkennt, welchen Anteil er daran hat. Doch die Fallhöhe ist lange erreicht – der Narr stürzt ins Bodenlose.