Das letzte rote Jahr

Susanne Gregor ist eine Erzählerin von großem Format, die nicht nur durch historische Kenntnisse und genaues Lokalkolorit besticht, sondern eine psychologisch bis in die letzten Nuancen stimmige Figurenkonstellation zu entwerfen vermag. Vor allem aber verfügt sie über eine Sprache, die noch den banalsten Alltagsszenen einen spezifischen Glanz verleiht.
Cornelius Hell, ORF Ö1
  • 224 Seiten
  • Hardcover
  • 2019
  • 30.08.2019

Hardcover

ISBN 9783627002633

22,00 *

lieferbar

Miša, Rita und Slavka sind Freundinnen, seit sie denken können. Sie alle wohnen in einem Haus in der Stadt Žilina: die Ich-Erzählerin Miša, 14 Jahre alt, zusammen mit ihrem älteren Bruder Alan und ihren Eltern, die gleichaltrige Rita in der Wohnung darüber, Slavka in der Wohnung darunter. Sie vertrauen sich Geheimnisse an, sprechen über ihre ersten Liebschaften. Dabei könnten sie unterschiedlicher kaum sein: Rita ist überzeugte Pionierin, umso unerhörter erscheint es den Freundinnen, dass gerade Ritas Eltern hinter vorgehaltener Hand über eine Flucht nach Österreich sprechen. Rita ist empört, sie will nicht enden wie Slavka, deren Vater sich bereits vor zehn Jahren nach Schweden abgesetzt hat. Slavka interessiert sich wenig für Politik, dafür umso mehr für den neuen Geschichtslehrer, Genosse Baník, und für die Gymnastik, ihre große Leidenschaft. Miša ist die Sensibelste der drei, ihre erste und (vorerst) einzige Liebe gilt der Literatur, was so recht niemand nachvollziehen kann, am wenigsten ihr Vater. Miša bewundert ihre Freundinnen, Rita für ihre Willenskraft, Slavka für ihre Disziplin, sie hat das Gefühl, das Leben würde immer so weitergehen – das Gegenteil ist der Fall: Denn wir schreiben das Jahr 1989, und nichts wird mehr so sein, wie es einmal war. Drei Freundinnen und ihre Familien erleben das Jahr vor dem Untergang des sozialistischen Regimes in der Slowakei: Opportunismus oder Rebellion, Anpassung oder Auflehnung – die Mädchen an der Schwelle zum Erwachsensein, aber auch die Eltern, begegnen dem sinkenden Stern des Sozialismus jeder auf seine Weise.

Einfühlsam, in einer klaren, eleganten Sprache erkundet Susanne Gregor die Außen- und Innenwelten der drei jungen Freundinnen, lässt große Umwälzungen anhand von kleinen Verschiebungen greifbar werden und führt den Leser an sicherer Hand durch die Jahreszeiten des Jahres 1989: Es ist »Das letzte rote Jahr«.

Susanne Gregor © Laura J Gerlach
Susanne Gregor

Susanne Gregor, 1981 in Žilina (Tschechoslowakei) geboren, zog 1990 mit ihrer Familie nach Oberösterreich. Nach dem Studium der Germanistik und Publizistik in Salzburg lehrte sie ein Jahr lang an der University of New Orleans. Seit 2005 wohnt Gregor in Wien, wo sie Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. 2009 gewann sie den Förderpreis des Hohenemser Literaturpreises und 2010 den ersten Preis der exil-literaturpreise. 2011 erschien ihr Debütroman, »Kein eigener Ort«, 2015 der zweite Roman,»Territorien«, 2018 folgte der Erzählband »Unter Wasser«. 2019 erschien »Das letzte rote Jahr«.

 

Hier ist die Autorin im Gespräch mit Günther Kaindlstorfer:

 

Stimmen zum Buch


Pressestimmen


Umso großartiger ist, wie es ihr gelingt, das Leben und das Lebensgefühl jenes letzten roten Jahres zu beschreiben, eine Pubertät im banalen Realsozialismus, ein Erwachsenwerden im doppelten Sinne.
Jürgen Deppe, NDR
Es ist ein Roman, der die noch immer zu spürenden Grenzen zwischen Ost- und Westbiografien zu überbrücken weiß.
Hadwiga Fertsch-Röver, hr2 Kultur
Trennung wie Zusammengehörigkeit – sinnführend für diesen Text, der sich durch eine eloquente Sprache und eine Vielzahl philosophischer und literarischer Anspielungen auszeichnet.
Evelyn Bubich, Zeitschrift Buchkultur
Inhaltlich dicht; sprachlich genau. Gern empfohlen.
Freya Rickert, ekz

Buchhandelsstimmen


Susanne Gregors Roman ›Das letzte rote Jahr‹ erzählt keine neue Geschichte, aber sie erzählt sie mit einem unverwechselbaren eigenen Ton. Wie es sich anfühlt, ein Teenager zu sein, wie unbedarft man die Welt betrachtet, wie unvoreingenommen der Blick auf die Dinge ist, egal wie bedeutsam oder banal sie auch sein mögen - das beschreibt Susanne Gregor in einer klaren völlig unprätentiösen Sprache. Dieses Erwachsenwerden im doppelten Sinne ist beeindruckend und mitreißend, das Lebensgefühl dieses wichtigen Jahres wird präzise und nachvollziehbar geschildert und man ist beim Lesen wieder ein junger Mensch, der sich und sein Weltbild neu sortieren muss. Eine schöne Entdeckung und eine äußerst lohnende Lektüre!
Frank Menden, stories! Die Buchhandlung Hamburg

Meldungen zu "Das letzte rote Jahr"

30.09.2019

Ö1 Buch des Monats: »Das letzte rote Jahr« von Susanne Gregor

Eine Auszeichnung des HVB und ORF Ö1