Es gibt erstaunlich wenige Romane, die für die technologischen und damit verbundenen psychosozialen Umbrüche der Gegenwart eine Form finden - ›Der USB-Stick‹ ist einer.
Niklas Maak, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
  • übersetzt von Joachim Unseld
  • 192 Seiten
  • Hardcover
  • 2020
  • 05.03.2020

Hardcover

ISBN 9783627002732

22,00 *

lieferbar

Jean Detrez ist als Leiter einer Abteilung der Europäischen Kommission mit Zukunftsforschung befasst. Er ist Zukunftsexperte – aber kein Experte seiner eigenen Zukunft. Diese hat sich seit seiner Trennung von Diane in Luft aufgelöst. Die Kommission beauftragt ihn mit einer Machbarkeitsstudie: Eine rein europäische Blockchaintechnologie soll künftig die Unabhängigkeit von China und den USA gewährleisten. Nachdem Detrez seine Ergebnisse im Europäischen Parlament vorgestellt hat, wird er von zwei Lobbyisten zur Seite genommen. Aus Neugier lässt sich Detrez auf konspirative Treffen in dunklen Hotelbars ein. Nach der letzten Begegnung findet er einen USB-Stick auf dem Boden, den einer der beiden dort verloren hat. Detrez prüft den Inhalt und stößt auf Ungeheuerliches: Es geht nicht um Forschungszwecke, sondern um Bitcoins und den geheimen Auftrag einer chinesischen Firma. Um den Betrug aufzudecken, nimmt er kurzentschlossen einen Flieger nach China, statt wie geplant direkt zu einer Konferenz nach Japan zu reisen. Für 48 Stunden weiß niemand auf der Welt, wo er sich befindet.

Der Plot über internationale Cyberkriminalität erzeugt große Spannung, und doch lesen wir einen Roman von Jean-Philippe Toussaint. Sein unverwechselbarer ernster wie ironisch-humorvoller Ton bannt den Leser und öffnet zugleich romaneskere Bahnen, die in die Vergangenheit, zur Familie, zu den Kindern des Protagonisten führen, der allem und jedem misstraut und sich doch ins Zentrum der Gefahr wagt. Und sosehr sich sein Chinaaufenthalt immer mehr zu einem Alptraum entwickelt, ahnt der Leser: Die eigentliche Katastrophe steht noch bevor.

»Hält Jean-Philippe Toussaint den Schlüssel zur Zukunft in der Hand? Mit größter Genauigkeit beschreibt er unsere Welt, von der Technik dominiert und untertan gemacht.« (LE CROIX)

»Ein neues Buch von Toussaint zu öffnen, heißt immer, in ein neues Denkmodell einzutreten: In der Tarnung eines Spionageromans bringt er Fragen zur Sprache, die unsere Moderne durch Globalisierung und neue Technologien ausgelöst hat.« (LIVRES)


Ein exklusives Video des Autors im Aufrag der Belgischen Botschaft Berlin, in dem Jean-Philippe Toussaint über seine persönliche Situation während der belgischen Ausgangssperre spricht und auch einen Auszug aus dem Roman zum Besten gibt. (in Französisch; Mai 2020)

Schauspieler Alexander Pensel liest einen Auszug aus der deutschen Übersetzung des Romans. (Mai 2020)

Jean-Philippe Toussaint © Joachim Unseld
Jean-Philippe Toussaint
Jean-Philippe Toussaint, geboren 1957, ist Schriftsteller, Drehbuchautor, Regisseur und Fotograf. Der ehemalige Juniorenweltmeister im Scrabble lebt in Brüssel und auf Korsika. Sein Gesamtwerk erscheint auf Deutsch in der Frankfurter Verlagsanstalt, zumeist in der Übersetzung des Verlegers Joachim Unseld. Zuletzt erschienen seine Romane Der USB-Stick (FVA 2020) und Die Gefühle (FVA 2021), sowie Das Verschwinden der Landschaft (FVA 2022).

Joachim Unseld

Joachim Unseld, Verleger und seit 1991 Übersetzer der Werke von Jean-Philippe Toussaint. Zur ausführlichen Vita gelangen Sie hier.

Stimmen zum Buch


Pressestimmen


Was anfangs als Krimi bester Minuit-Tradition samtig schnurrte, erweist sich als fast autobiographische Reflexion auf das Verhältnis zu den Eltern und zu sich selbst: grandios.
Niklas Bender, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Es gibt erstaunlich wenige Romane, die für die technologischen und damit verbundenen psychosozialen Umbrüche der Gegenwart eine Form finden - ›Der USB-Stick‹ ist einer.
Niklas Maak, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
Ein elegant durchkomponiertes Lesevergnügen aus dem Herzen Europas.
Mareike Ilsemann, WDR 5
Als literarischer Spieler ist Jean-Philippe Toussaint geschickt. Seit jeher lässt er Leseerwartungen ins Leere laufen. Insofern ist allenfalls erwartbar, dass der Roman, in dem Toussaint über internationale Cyberkriminalität schreibt, kein Krimi oder Thriller sein wird. Zumindest kein klassischer.
Dina Netz, Deutschlandfunk
Manchmal reicht ein einziger Satz, um sich in einen Autor zu verlieben. Gerade habe ich das Buch aus dem Regal geholt, das diese magische Wortfolge enthält, und sofort war das Gefühl wieder da, das ich vor Jahren beim ersten Lesen empfand: eine Mischung aus Bewunderung (so schreiben können!), Dankbarkeit (dass einer so schreibt!) und Begehrlichkeit (so einer muss mehr schreiben!). [Die Spannung] entspringt Toussaints Kunst, Satz um Satz neue Seitentüren zu öffnen und uns über vermeintliche Umwege immer tiefer in die eigentliche Geschichte zu führen.
Claudia Mäder, NZZ
In die Zwischenräume der Semantik von Technokratie und Wirtschaft sickert unmerklich emotionaler Aufruhr. Niemand sonst kann so schreiben wie Toussaint.
Christoph Schröder, SWR 2
Jean-Phillipe Toussaint schaut in seinem neuen Roman dorthin, wo das moderne, technisch gestraffte Leben Leerstellen in uns hinterlässt (..). Abseits unserer technisch unterstützten Alltagsbewältigung verspüren Menschen nämlich nach wie vor ein Verlangen danach, sich in ihrem Tun zu hinter- und die Grundlagen ihrer Existenz zu befragen. Wofür die Literatur, zumal in solch gedanklich und stilistisch brillanter Form, schon immer ein geeignetes Medium gewesen ist – und es trotz all der neuen Medien gewiss auch bleiben wird!
Thomas Plaul, Lesart
Undurchsichtige Systeme bergen viel romaneskes Potential. Toussaint schöpft es raffiniert aus: Mit Elementen des Spionagethrillers, Tiefsinn und Lust an der Metapher zeichnet er eine von Technik und Gier gesteuerte Welt, in der der Held sich zu verlieren droht.
Ingeborg Waldinger, BÜCHERmagazin
Dieser Text hat mich unglaublich reingezogen, hat mich wirklich mitgerissen. (…) Sehr, sehr spannend.
Stephanie Leuenberger, SWR 2
All diese Ängste machen aus dem Roman einen spannungsgeladenen Pageturner. Toussaint lockt den Leser auf falsche Fährten, spielt mit Erwartungshaltungen, die er jedoch konsequent bricht.
Katharina Hirschmann, Die Presse
Mit ›Der USB-Stick‹ hat Jean-Philippe Toussaint einen ausgesprochen spannenden Roman über Lobbyismus und Cyberkriminalität geschrieben.
Ruhr Nachrichten

Buchhandelsstimmen


Ich habe auch diesen Roman von Jean-Philippe Toussaint mit allergrößtem Vergnügen gelesen. Der Autor überrascht mich jedes Mal auf's Neue mit seinen Themen, seiner Fähigkeit, komplexe Geschichten in eine erstaunlich unterhaltsame und spannende Form zu bringen. Seine Sprache ist immer elegant, seine Figuren plastisch, die Schauplätze unverbraucht. Eine tolles Buch, dem ich viele Leserinnen und Leser und viel Erfolg wünsche.
Martin Gaiser, Buchhandlung Bücherpunkt Blaubeuren
Toussaint ist ein Stilist, ein Belgier, der in allen Bereichen arbeitet: als Drehbuchautor oder als Regisseur. ›Der USB-Stick‹, sein aktueller Roman, ist sehr aktuell: Jean Detrez ist Zukunftsforscher und bei der europäischen Kommission angestellt. 48 Stunden lang gerät sein Leben aus der Bahn und plötzlich hat er es mit Cyberkriminalität zu tun. Ich mag Toussaints ›Unaufgeregtheit‹, seine ruhige und klare Sprache, seine globale Denkweise und seinen Humor.
Barbara Meisl, Rupertus Buchhandlung Salzburg
Dies ist ein gelungener – übrigens exzellent übersetzter – Roman über die dunkle Seite der Macht von Blockchain-Technologien, es geht um Cyberkriminalität und die nicht zu kontrollierenden Aspekte von virtuellen Währungen. Darüber hinaus schafft es der Autor, Einfluss und Auswirkungen dieser digitalen Welt und ihrer Strukturen auf das Empfinden des Einzelnen überzeugend darzustellen. Zum Glück nicht ohne einen gewissen Humor, wie man ihn von Jean-Philippe Toussaint gewohnt ist.
Ulrike Groffy, Buchhandlung Leuenhagen & Paris Hannover